Nicht nur Trend sondern nachhaltig: Regrowing – Gemüse aus Küchenabfällen ziehen

Nicht nur Trend sondern nachhaltig: Regrowing – Gemüse aus Küchenabfällen ziehen

„Regrowing“ nennt sich ein neuer Nachhaltigkeitstrend. Gemüsereste müssen nicht einfach im Biomüll oder Kompost landen, denn aus einigen Resten lassen sich sogar neue Pflanzen nachziehen. Hier ein paar Tipps, wie das geht.

Schrumpelige Kartoffeln, der Ingwer treibt schon aus? Aber Wegwerfen musst du dieses Gemüse trotzdem nicht, denn bei Gemüse-, Kräuter und Obstresten ist es recht einfach, Müll zu vermeiden: Entweder in einer Wurmkiste oder einem Komposter zu nährstoffhaltigem Humus verarbeiten – oder aber man versucht sich daran, aus den Gemüseresten neues Gemüse anzuziehen und auf diese Weise ganz natürlich und nachhaltig aus “vermeintlich “nutzlosen Resten etwas für deinen persönlichen Küchengarten anzubauen. Je nach Gemüsesorte muss man jedoch dabei unterschiedlich vorgehen.

Zwiebelgewächse sind am einfachsten für Anfänger zum Nachwachsen

Frühlingszwiebeln, Lauch, Zwiebeln oder sogar Knoblauch – diese Zwiebelgewächse lassen sich ohne viel Aufwand nachzüchten. Um Lauch und Frühlingszwiebeln nachzuziehen, gibt man das abgeschnittene untere Ende der Stangen (an dem sich die weißen Wurzeln befinden) in ein Gefäß, z.B. Wasserglas und bedeckt die Wurzeln mit Wasser. Aus diesem Gefäß braucht man sie danach nicht mehr herausholen, denn sie können im Wasser wachsen und müssen nicht unbedingt in Erde gesetzt werden. So hat man schon nach wenigen Tagen aus Resten neue Frühlingszwiebeln gezogen. Alternativ kann man die Pflanzen nach einer Weile ins Gemüsebeet umziehen lassen, wenn sie etwasnach oben getrieben sind.

Auf die gleiche Weise lassen sich auch aus den bewurzelten Resten der „klassischen“ Speisezwiebel, die für das Kochen ohnehin abgeschnitten werden, wieder neue Pflanzen ziehen. Entweder wieder zuerst im Wasserglas anziehen, man kann sie aber direkt in die Erde setzen. Bei Knoblauch, setzt man  jedoch eine einzelne Zehe in die Erde, aus der Zehe wird nach einer Weile eine ganze Knoblauchknolle. Die Erde muss feucht gehalten werden und Sprossen müssen zurückgeschnitten werden, um die Bildung der Knolle anzuregen. Es besteht auch hier die Möglichkeit, die Knoblauchzehe einfach ins Wasser zu setzen – dann kann man die Sprossen ernten, die daraus wachsen.

Für den Einstieg empfehlen sich z.B. Frühlingszwiebeln. Hier eine kurze step-by-step-Anleitung zum Nachmachen:

– Das untere Ende der Frühlingszwiebeln muss man circa 5 cm oberhalb der Wurzeln abschneiden.

– Die Wurzelstücke müssen dann für ein paar Tage im Wasserbad (Glas), das Wasser jedoch regelmäßig auswechseln, sonst riecht es schnell etwas muffig

– Nach ein paar Tagen können die Frühlingszwiebelstücke in Erde gepflanzt werden (Anzuchterde verwenden)

Nach kurzer Zeit treiben die Wurzelstücke weiter aus und sind  wenige Wochen später schon bereit zur Ernte.

Das Ganze funktioniert ähnlich auch mit Lauch, mit Meerrettich, Salat, Topinambur oder sogar Rote Bete, ebenso mit verschiedenen Kräutern. All das lässt sich relativ einfach “regrowen” und sind somit ideal zum Starten.

Kräuter regrowen

Einzelne Stängel von Küchenkräutern wie Basilikum, Rosmarin oder Minze lassen sich mit und ein wenig Geduld und wenigen einfachen Handgriffen in eine neue Pflanzen verwandeln. Dazu muss man mehrere Stängel abschneiden und diese in ein Glas mit Wasser stellen, die untere Hälfte muss im Wasser stehen. Sobald diese Stängel ca. 1 cm lange Würzelchen gebildet haben, kann man sie in einen Topf mit Erde pflanzen und schon bald eigene  frische Kräuter ernten.

Salat regrowen

Der abgeschnittene “Strunk” des Salates sollte nicht weggeworfen werden, denn man kann aus ihm neuen Salat ziehen. Gut funktioniert das mit Romana- oder Eichblattsalat. Den Strunk in ein Wasserglas stellen (bis zur Hälfte damit bedeckt halten) und warten bis nach einer Weile neue Blätter kommen. Entweder gleich abernten und verzehren oder aber die Pflanze vom Wasserglas in die Erde umsiedeln, damit sie noch weiterwachsen kann und man schließlich noch mehr Ertrag haben kann. Auch Kohl und Stangensellerie lassen sich auf die gleiche Weise Prinzip nachzüchten.

Kartoffeln/Süßkartoffeln regrowen

Sind Kartoffeln oder Süßkartoffeln schon schrumpelig und keimen? Das ist kein Grund, sie wegzuwerfen, denn gerade aus keimenden Kartoffeln lassen sich neue frische heranziehen. Hierfür muss man die keimenden Kartoffeln in Erde einpflanzen  – oder sie auch zuvor in Stücke schneide und diese dann in die Erde einpflanzen.Aber darauf achten, dass sich an jedem der Stücke mindestens ein bis zwei Augen befinden. Die Stückchen müssen vor dem Einpflanzen zunächst getrocknet werden.

Ingwer und Kurkuma regrowen

Wenn man Ingwer oder Kurkuma nicht schnell genug verbraucht, bilden sich spitzen Triebe. Diese abschneiden und mit der Spitze nach oben (!) einpflanzen. Diese beiden Pflanzen brauche jedoch etwas länger, auch wenn nach kurzer Zeit bereits über der Erde grüne Stängel sichtbar werden. Die Wurzel benötigt ein paar Monate, bevor sie ausgegraben und zum Kochen verwendet werden kann.

Jetztr wird es exotisch – Ananas und Avocado regrowen

Nicht nur heimisches Gemüse kannst man aus Resten nachwachsen lassen, sondern auch exotisches Obst und Gemüse wie Ananas und Avocado lassen sich nachziehen. Für das eigenes Avocadobäumchen behältst man einen Avocadokern. Um sicher zu gehen, dass die Anzucht gelingt, sollte man gleich mehrere Kerne zur Seite legen. Nachdem die Kerne von Avocadoresten befreit wurde, steckt man (gleichmäßig verteilt) etwa drei Zahnstocher etwa 5mm tief in die Mitte der Kerne und hängt sie mittels dieser Befestigung mit der unteren, runderen Hälfte in ein mit Wasser gefülltes Glas hinein. Sobald sie Wurzeln gebildet haben, kann man sie in die Erde setzen. Alternativ kann man die Kerne auch direkt einpflanzen. Dann muss man jedoch immer darauf achten, dass die Kerne nie ganz mit Erde bedeckt ist, sondern auch hier die oberen Hälften herausschauen.

Ein kleiner Tipp: Streng genommen handelt es sich beim Einpflanzen des Avocadokerns nicht um Regrowing, sondern um klassischen Gemüseanbau. Das gleiche gilt natürlich auch für andere Gemüse oder Früchte wie etwa Auberginen, Gurken, Tomaten, Zucchini, Kürbisse und Melonen.

Auch Ananas kann man nachwachsen zu lassen. Dazu benötigt man  das Ende einer reifen Ananas (zu diesem Ende hin etwa drei Zentimeter von der Frucht übrig lassen). Die untersten Blätter müssen entfert werden. Der Ananasrest wird in ein Wasserglas gesetzt, damit er Wurzeln ausbildet. Danach wird er in einen Topf mit Erde umgesetzt. Die Ananas benötigt aber recht viel Licht und Wärme, um sich wohlzufühlen. Ein Standort auf einer warmen, hellen Fensterbank oder noch besser in einem sehr hellen Wintergarten ist für sie optimal. Dass deine Ananas Früchte tragen wird, ist zwar hierzulande gering aber mit viel Geduld und bei guten Bedingungen ist es nach etwa drei Jahren möglich. Aber selbst, wenn in der Mitte der Pflanze keine kleine Ananas nachwächst, hat man aus Küchenresten mit der Ananas eine schöne Zimmerpflanze gezogen.

Darauf sollte man beim Regrowing achten:

– Nicht alle Gemüsereste eignen sich für das Regrowing – vorher informieren, ob das Nachzüchten mit speziellen Gemüse klappt.

– Die kleinen Zöglinge brauchen einen möglichst hellen Standplatz, weil sie viel Licht benötigen.

– Pflänzchen im Wasserglas anziehen – aber dabeiimmer darauf achten, dass das Wasser regelmäßig (täglich) gewechselt wird.

– Wenn die Pflanzen in die Erde gesetzt werden, muss die Erde regelmäßig gegossen werden, damit sie nicht zu trocken wird (aber auch nicht zu nass, mit den Fingern prüfen).

– Hat die Pflanze ihren Topf komplett durchwurzelt, sollte sie  umgetopft, damit sie in einem größeren Topf besser weiterwachsen kann.

Die Bedürfnisse jeder Pflanze sindanders sind, daher ist es schwer zu sagen, dass keinen universellen Standort gibt, der sich für alle Arten eignet. Trotzdem gibt es ein paar Regeln:  Licht ein ganz wichtiger Faktor zu Beginn des Regrowings, damit überhaupt Wurzeln ausgebildet werden. Helle Plätze wie die Fensterbank eignen sich dazu besonders, gerade auch weil hier die meiste Wärme vorhanden ist. Auch wenn wieder jede Pflanze ihre eigene Vorlieben hat, die meisten kommen mit einer Temperatur von 20 °C recht gut klar.

Auch das Substrat spielt eine wichtige Rolle und ist entscheidend dafür, wie gut die Pflänzchen nachwachsen. Spezielle Anzuchterde ist für Stecklinge ideal geeignet, da sie wasserdurchlässig und nährstoffarm ist, also vermehrt Wurzelbildung fördert. Erst später brauchen junge Pflänzchen dann ein wenig mehr Nährstoffe, damit sie ordentlich wachsen können.

Nun viel Spaß und Erfolg beim eigenen Regrowing!

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