Traurige Zwischenbilanz: Weniger Vögel in den Gärten

Traurige Zwischenbilanz: Weniger Vögel in den Gärten

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Der Trend der Vorjahre hat sich auch bei der diesjährigen “Stunde der Wintervögel” fortgesetzt. Obwohl immer mehr Tierfreunde bei dieser Mitmachaktion von Nabu und LBV teilnehmen, werden pro Garten, Park und Balkon immer weniger Vögel gezählt.

Bis Sonntagnachmittag haben über 18.000 Vogelfreunde ihre Ergebnisse bei der “Stunde der Wintervögel” abgegeben. Insgesamt wurden rund 425.000 Vögel in Parks und Gärten bei der diesjährigen Stunde der Wintervögel gezählt. Im Durchschnitt wurden dabei weniger als 32 Vögel pro Garten beobachtet. Das sei der geringste Schnitt seit sie die Aktion machten, also seit 16 Jahren, heißt es beim Landesbund für Vogelschutz (LBV).

Immer mehr machen mit

Bisher ist ungefähr ein Drittel der Meldungen eingegangen, schätzt man beim LBV. Noch bis zum 18. Januar können Vogelfreunde die Ergebnisse der dreitägigen Mitmachaktion abgeben. Ende des Monats liegt dann die endgültige Auswertung vor. Aber auch wenn jetzt erst ein Zwischenstand ist, so zeichnet sich doch ein Trend ab. Beim LBV spricht man von einer Rekordbeteiligung. Möglicherweise liegt es daran, dass zum einen die Aktion immer bekannter wird, zum anderen könnte es auch am Corona-Lockdown liegen. Viele Menschen sind häufiger zuhause und haben mehr Zeit, um vor der Haustüre Vögel zu zählen.

Immer weniger Vögel werden gezählt

Dass immer weniger Vögel gesichtet werden, hat viele Gründe. Möglicherweise liegt das auch daran, dass sie aufgrund der bisher recht milden Temperaturen noch genügend Futter in der Natur finden und nicht auf Futterstellen in Gärten, Parks oder auf Balkonen angewiesen sind. Oder sie verlassen gar nicht erst ihre Brutgebiete und fliegen in den Süden. Die Bestände von Meisen, Grünfinken und Amseln wurden in Vorjahren zudem aufgrund von Vogelkrankheiten dezimiert.

Bei der letzten Stunde der Wintervögel Anfang 2020 haben über 27.000 Vogelfreunde an der Aktion teilgenommen und dabei knapp 690.000 Vögel gezählt.

An der Spitze hat sich wenig geändert

An der Spitze der gezählten Wintervögel hat sich wenig geändert. Der am meisten in Deutschland und auch in Bayern gezählte Vogel bleibt der Haussperling, danach folgt der Feldsperling, damit ist die Kohlmeise auf den dritten Platz gerutscht. Auch die Blaumeise musste einen Platz abgeben und rutschte damit hinter die Amsel. Eine Krankheit hat den Meisen im letzten Frühjahr zugesetzt. Seit Jahren schon werden zudem weniger Grünfinken gezählt.

Positive Überraschung bei Wacholderdrosseln und Erlenzeisige

Dafür hatten viele Vogelfreunde in Bayern diesmal Gelegenheit, Erlenzeisige zu beobachten. Diese kleine Finkenart schaffte den Sprung in die Top Ten der am häufigsten gezählten Wintervögel, sie stieg auf den siebten Platz. Wahrscheinlich sei einigen Erlenzeisigen durch günstige Bedingungen eine zweite Brut und eine erfolgreiche Aufzucht ihrer Jungen ermöglicht worden. Wegen des gestiegenen Bestands in ihren nördlichen Brutgebieten reiche derzeit die Nahrung dort nicht für alle, weshalb ein Teil der Vögel zum Überwintern zu uns nach Süden ausweichen musste, so die LBV-Biologin Annika Lange. Vor allem aus Nord- und Westbayern wurden ganze Trupps von Wacholderdrosseln gemeldet. Normalerweise schafft es diese Vogelart gerade mal so unter die 30 am häufigsten beobachteten Wintervögel. Derzeit rangiert sie in Bayern unter den Top 15.

München schneidet relativ schwach ab

Die Umweltverbände brauchen die gesammelten Daten, um daraus Trends für die häufigen Vogelarten im Siedlungsraum ableiten zu können. So lässt sich aus früheren Aktionen zum Beispiel ableiten, dass es München immer weniger Haussperlinge gibt. Überhaupt scheint der Bestand an Vögeln in der bayerischen Landeshauptstadt immer weiter zurückzugehen. Es gebe natürlich von Jahr zu Jahr Schwankungen, aber wenn man die Großstädte in Deutschland bei dieser Aktion vergleiche, da sei München in den vergangenen Jahren die vogelärmste Stadt, sagt die Ornithologin des LBV in München Sophia Engel. Andere Städte in Bayern wie Nürnberg und Würzburg schnitten dagegen besser ab. Das liege wohl daran, dass sie nicht so stark bebaut seien.